Rezess zum letzten Hansetag zu Lübeck 1669

Die Transkription lautet:

Item das auf gewiße
Jahr durch die dreij Erbahre Städte
Lubeck, Brehmen und Hamburgk
mitselbigen nomine Hansae tractirt
und geschloßen, darbeneben ein model
wie gebawet werden soll, zu vorher
durch selbige fest gesetzet werde, dan
auch das alle Hänßische angehörige
sine ullâ reliquarum Civitatum prae-
rogativa zu den conductionibus der
anerbaweten Heüßer gleichen zutritt
behalten
Übersetzung:

Item, dass auf gewisse Jahre durch die drei erbahren Städte Lübeck, Bremen und Hamburg in dem selbigen Namen der Hanse vereinbart und beschlossen wurde, dazu ein Modell anzufertigen wie gebaut werden soll, das zuvor durch selbige festgesetzt werde, dann auch das allen Hansischen angehörige ohne jedes Vorrecht der restlichen Städte zu den Pachtkosten der erbauten Häuser zu gleichen Teilen Zutritt behalten...

Hintergrund:

Über den Wiederaufbau des Stalhofs herrschte auf dem Hansetag 1669 Einigkeit. Wie die dadurch entstehenden Kosten zu tragen sein, stand allerdings zur Debatte: Während sich beispielsweise Bremen für die anteilige Beteiligung aller Hansestäde aussprach, plädierte Braunschweig dafür, die Städte den Hauptanteil zahlen zu lassen, die am meisten vom Englandhandel profitierten.

Gegen Ende der Tagfahrt betonten semptliche herrn abgesandte den wenigen nutzen, weswegen die Städte nur geringe finanzielle Zuschüsse in Aussicht stellten. Die weitere Verhandlungsführung wurde an Lübeck, Bremen und Hamburg übertragen. Als Hauptträger übernahm Hamburg größere Teile des Wiederaufbaus, wobei der Nutzen des Stalhofs für alle Hansestädte gleichermaßen festgehalten wurde.

Das Beispiel der Verhandlungen zum Londoner Kontor spiegelt die Lage der Hansestädte im späten 17. Jahrhundert wider: Der Privilegienhandel blieb, wie in den vorherigen Jahrhunderten, gemeinsames Interesse. Den beteiligten Städten fehlte es jedoch an finanziellen Mitteln und teils auch an Interesse, diese Privilegien zu bewahren.

Obwohl es sich bei der Versammlung 1669 um den letzten gesamthansischen Tag handelte, endete das Auftreten der Städte als Hanse im Ausland hiermit nicht. In den folgenden Jahren führten sowohl Lübeck, Hamburg und Bremen, als auch Köln, Rostock, Danzig und weitere Städte Verhandlungen um den Englandhandel und den Stalhof. Eher zeigen die Verhandlungen 1669 die Bestrebungen, die Hanse weiterhin in der politischen und wirtschaftlichen Landschaft zu verankern.